Getränke! - 02 / 2013

Die leichte und umweltschonende Alternative

Die Verpackungsvielfalt in der Getränkeindustrie. In allen Branchen haben Unternehmen mit steigenden Energiekosten und Rohstoffpreisen zu kämpfen. Die Folgen: die Margen in der Gastronomie- und Handelsbranche sinken. Um den Preis stabil zu halten und mit den Wettbewerbern mithalten zu können, müssen Getränkehersteller ihre Produktions- und Vertriebsprozesse genau unter die Lupe nehmen und an den Stellschrauben der Wertschöpfungskette drehen. Eine entscheidende Rolle spielt die Verpackung. Zwei wichtige Innovationen sind die Entwicklung immer leichterer Glasflaschen sowie der verstärkte Einsatz von Bag-in-Box-Verpackungen.

Von Jürgen Nünning, Freier Redakteur, Düsseldorf

Eine Umfrage des deutschen Instituts Forsa bringt es an den Tag. Rund 95% der Verbraucher legen Wert auf umweltfreundliche Verpackungen. Es soll wenig Energie bei der Herstellung verbraucht werden, sie sollen recycelbar sein. Drei von vier Konsumenten legen zudem Wert auf ein geringes Verpackungsgewicht. Die Unternehmen der europäischen Getränkeindustrie reagieren darauf und füllen immer mehr stille Flüssigkeiten und hochwertige Weine beispielsweise in superleichte und umweltfreundliche Bag-in-Box (BiB). Eine weitere einschneidende Veränderung ist die Entwicklung umweltverträglicher Leichtglasflasche, die verstärkt im Kommen ist.

Für Getränkehersteller sind neu entwickelte Leichtglasflaschen eine interessante Option, wie sie etwa das weltweit tätige Unternehmen O-I mit der Schlegelflasche anbietet. Sie ist mit 360 Gramm leichter als die Standard-Schlegelflasche mit 440 Gramm Gewicht. Nach eigenen Angaben gelangt es dem Unternehmen zudem, den Energieverbrauch pro Behälter um über 10% zu senken. Darüber hinaus verwendet O-I eine große Menge recycelten Glases: rund 75 bis 80% für die grüne Flasche und 30 bis 40% für die Weißglasflasche. Das Äußere der Flasche bleibt ansonsten gleich: Das Größenverhältnis zwischen Hals, Schulter und dem Flaschenkörper verschoben die Produktentwickler so gekonnt, dass sich die charakteristische Form der 750 ml-Flasche nicht veränderte. Auch die Höhe und der Durchmesser der Glasbehälter sind gleich geblieben. „Dies bedeutet, dass die Abfüller ihre Produktionslinien nicht verändern müssen. Deshalb sind auch keine zusätzlichen Investitionen notwendig“, so Benoit Vallert, Marketing Manager für Wein bei O-I Europe.

Leicht und bekömmlich – Wasserflaschen als Lightversion

Es sind längst nicht nur Weinflaschen, die in der Leichtglasversion hergestellt werden. Auch Mineralwasserflaschen im Mehrwegsystem gibt es inzwischen als „Lightausgabe“. Innovationsfreudig zeigt sich dabei das Unternehmen Kondrauer-Mineral- und Heilbrunnen, das Mineralwasser Naturell ohne CO2 und Mineralwasser medium mit 3,0g/l Co2 in eine Mehrweg-Leichtglasflasche abfüllt. Die letztlich entscheidende Initialzündung bot ein Konsumententest, der zu Tage förderte, dass 70% der befragten Personen die Leichtglasflasche al Alternative zu PET kaufen würden.

Die Markeneinführung einer 0,75 Liter Mehrweg-Leichtglasflasche in einem 6er Kasten wurde im Rahmen einer Master-Thesis an der Universität Reutlingen ausgearbeitet und von der deutschen Umwelthilfe und der Stiftung Initiative Mehrweg ausgezeichnet. Die Leichtglasflasche ist mit 345 Gramm spürbar leichter als die gängigen Mineralglasflaschen (Perlglasflasche). Ein weiteres Plus: Durch das reduzierte Gewicht verringert sich auch der Materialeinsatz um fast 50%. Gleiches gilt für den Energieverbrauch bei der Produktion der Flaschen und beim Transport.

Geringer Materialeinsatz – steigende Empfindlichkeit

„Der verringerte Materialeinsatz bringt allerdings auch eine höhere Empfindlichkeit beim mechanischen Umgang mit sich“, erklärt Kondrauer Unternehmenssprecher Jonas Seidl. „ Sowohl wähend des Abfüllungsprozesses als auch beim Umgang mit dem Leergut wurden Bedingungen geschaffen, um die Flaschen zu schonen“. Dazu zählt die Lagerung in gecshlossenen Hallen. Die Parameter der Flaschenreinigung können beibehalten werden (25min, 1,6% NaOH, Hauptlauge 820 C), der Glideliner, mit dessen Hilfe Flaschen von mehrbahnigen Transportbändern auf einbahnie Bänder zusammengeführt werden, wird ghebau justiert, um eine schonende Vereinzelung zu gewährleisten und eine Lichtschranke steuert die Transportbänder so, dass eine möglichst drucklose Förderung der Flaschen um eine 900 Kurve vor dem Einlauf zum Einpacker gewährleistet ist.  Aufgrund des geringen Materialeinsatzes und der dadurch bedingten geringeren Innendruckfestigkeit lässt sich Mineralwasser mit hohem CO2-Gehalt nicht in die Leichtglasflasche abfüllen. Dies ist ein Nachteil gegenüber der Perlglasflasche.

Veränderungen im Transportvolumen und der –kapazität

Im Gebindevergleich der klassischen Perlglasflasche (0,7l) in Relation zur Leichtglasflasche werden diue Unterschiede besonders deutlich: Die Anzahl der Flaschen, die auf einer Palette transportiert werden können, liegt bei 480 (Leichtglas) im Vergleich zu 432 Flaschen bei der Perlglasvariante. Auch die Volumenkapazität, die auf einer Palette transportiert werden kann, steigt durch den Einsatz von Leichtglas auf 360 Liter (302,4 Liter Perlglas) bei annährend gleichem Palettengewicht.

Bag-in-Box – die Leichtgewichtalternative

Ähnlich vorteilhaft wie die innovative Leichtglasglaschen sind Bag-in-Box (BiB)-Gebinde. Sie zeichnen sich ebenso durch ihr geringes Verpackungsgewicht und den reduzierten Materialeinsatz aus. Die Verpackung beruht auf einem Einweg-System. Das nur einen minimalen Verpackungsmüll mit sich bringt. Um Getränke wie Weine, Säfte oder auch Milch in Bag-in-Box-Verpackungen abzufüllen, werden voll- oder halbautomatische Geräte genutzt. Welche der Maschine zum Einsatz kommt, hängt von der Abfüllmenge und –ge-schwindigkeit ab. Die Größe der Schäuche, die etwa bei halbautomatischen Geräten eingelegt werden können, reichen von 3 bis 20 Liter (Beispiel Liquiwell). Für den Abfüllvorgang werden die Beutel, die aus Folienverbundmaterial wie Polyäthylen bestehen und den strengen Hygienerichtlinien für Lebensmittel entsprecehn, einzeln im Gerät eingelegt. Sie sind mit einem speziellen Füllventil ausgestattet, durch das die Flüssigkeit mit Pumpunterstützung in die Schläuche gelangen. Drei Phasen kennzeichen den Abfüllvorgang: Absaugen der Luft zur Herstellung eines Vakuums, Befüllung des Schlauches mit dem entsprechenden Flüssigkeitsvolumen und letzlich der Zusatz von Stickstoff zur Haltbarmachung der Flüssigkeiten. Das Anschlissstück am Füllventil kann direkt oder später mit unterschiedlichen Aufsätzen versehen werden. Ob ein Zapfhahn für das direkte Zapfen am Gebinde gewählt wird oder ein Steckverbinder, der die Gebinde mit unterschiedlichen Verteilersystem verbindet, hängt vom Einsatzort (Gastronomie oder Bars) ab. Ummaltelt werden die Beutel von Umverpackungen aus reycelbare Wellpappe. Die gefüllten Schläuche können maschinell mit einem sogenannten Lader in die Faltschachtel eingelegt werden. Die gefüllten Bags füllen die Kartons fast komplett aus und sorgen beim Transport oder bei der Lagerung für die notwendige Stabilität.

Private und kommerzielle Nutzung

Bax-in-Box-Verpackungen finden sowohl beim Endkonsumenten, jedoch auch in der Gastronomie immer mehr Anhänger. Rund 10,4% des weltweiten Weinbedarfs im privaten und professionellen Bereich füllt die Getränkeindustrie inzwischen in BiB-Gebinden ab. Stärkste „Bag-in-Box“- Regionen Europas sind Skandinavien und das Baltikum, gefolgt von südeiropäischen Ländern wie Spanien, Frankreich und Italien. Fachleute prophezeioien jährliche Zuwächse von 10%. „Um diese Werte zu erzielen, ist es wichtig, konsequent die Qualität und Vorteile der Verpackungen zu kommunizieren. Getränkehersteller und Verbraucher müssen wissen, das selbst hochwertigste Weine inzwischen Bag-inBox abgefüllt werden – ohne Qualitätsverlust“, sagt Gastro-Cool Gecshäftsführer Christian Machers, der sich auf das professionelle Zubehör rund ums Thema Bag-in-Box konzentriert. Aus seiner Sicht und der seiner Kunden bringt BiB auch wirtschaftlichen Vorteil: „Durch das geringe Gewicht und die kompakte, leichte Verpackung passen statt 450 Liter Flaschenwein rund 720 Liter Bag.in-Box Wein auf eine Transportpalette – und das zum gleichen Preis. Der Vorteil rechnet sich für die Einkäufer in Gastronomie und Handel, um damit auch für den Gast oder Verbraucher“, sagt Christian Machers. Da durch die Vakuumverpackungen später beim Ausschank keine Luft an die BiB-Weine oder andere BiB-Getränke gelangt, bleibt die Qualität der Getränke auch nach Anbruch bis zu drei Monaten ohne die geringsten Qualitätseibußen erhalten. Der Verpackungsmüll der Abfüllung ist gering: Ähnlich einem Luftballon, dem die Luft ausgeht, bleibt letzlich eine dünne Außenhülle. Die minimale Verpackung – so kommunizieren herstellende Unternehmen – reduziert den Rohstoffverbrauch um bis zu 80%.

Innovatives BiB-Equipment

Die BiB-Eigenschaften wissen immer mehr Gastronomen zu schätzen. Dies gilt auch für das innovative Equipment, das den Bag-in-Box-Ausschank zuätzlich attraktiv macht. Gastro-Cool hat sich frühzeit auf diesen Sektor – zunächst im Weinbereich, dann auch für Säfte und Milch – spezialisiert und erlebt derzeit einen Run auf BIB-Dispenser-Kühlschranke unterschiedlicher Größe. Die Geräte erfüllen eine doppelte Funktion. Sie kühlen und dienen zugleich Ausschankgerät. Um beispielsweise einen Bib-Weinkühlschrank in Standardausfürhung optimal zu nutzen, werden bis zu drei Verpackungen a 10 Litern in das Gerät (Größe 121x37X55Cm, Fassungsvermögen 110l netto) Gelegt und darin zwischen 0 und 180C gekühlt. Die Verpackungen werden jeweils über drei lebensmittelchte Schläuche mit den Zapfhähnen vorne am Gerät verbunden, so dass die perfekte Hygiene gewährleistet ist. Je nach Regalhöhe im Gerät variiert der Temperaturbereich, so dass Weiß-, Rose- und Rot-weine bei optimale Kühlung gelagert werden können.

Verpackungsvielfalt für Konsumenten

Keine Frage: Die Verpackungsvielfalt in der Getränkeindustrie wird unter den Aspekten Umweltschonung und Einsparpotenzial immer abwechslungsreicher. Energieaufwand der Herstellung verringern, Den Verpackungsmüll reduzieren, kostengünstige Einkaufsbedingungen schaffen – und die Akzeptanz durch den Verbraucher sind wesentliche Kriterien, die bei der Entscheidung für eine Verpackungsart oben stehen. Mit innovativen Leichtglasflaschen und und Bag-in-Box-Verpackungen stehen zwei Alternativen etwa zu PET oder Tetra Pak zur Verfügung, die je nach Präferenz durch die Getränkehersteller oder Konsumenten allesamt ihren gleichberechtigten Platz nebeneinander haben.

Unbenannt

PDF herunterladen



Zurück zur Übersicht